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Windows Phone: unverzichtbare Usability-Features

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Je länger ich Windows Phone nutze, desto mehr fällt mir auf, welche Dinge an diesem System in der alltäglichen Nutzung für mich besonders wichtig sind. Das spannende: Es sind auf den ersten Blick Kleinigkeiten, die aber doch in der Häufigkeit die Benutzung extrem stark beeinflussen können. Als Designer sollte man sich dessen bewusst sein und auch vermeintlich kleinsten Aufgabenstellungen genügend Aufmerksamkeit widmen.

Für mich gehören bei Windows Phone dazu vor allem zwei Dinge, die auf anderen Systemen so nicht zu finden sind:

Der Kameraauslöser

Microsoft startete Windows Phone mit strikten Hardware-Vorgaben. Darunter zu finden war ein ein zweistufiger Kamera-Button, der an der Seite des Smartphones angebracht sein sollte. Bei halbdurchgedrücktem Button solle sich der Fokus einstellen und bei vollständigem Durchdrücken das Foto geschossen werden. Ganz so wie man es von Digitalkameras kennt. Dieses Feature ist ungemein nützlich:

  • Es ermöglicht einen schnellen Zugriff auf die Kamera
  • Die Kamera kann sogar mit Handschuhen eingeschaltet werden
  • Die Kamera kann blind aufgerufen werden, es ist keine Konzentration auf das Display nötig
  • Die Kamera kann sogar bei gesperrtem Bildschirm aktiviert werden, ohne einen Code eingeben zu müssen
  • Durch den zweistufigen Kamerabutton muss zum Fokussieren nicht auf das Display getippt werden
  • Durch den Kamerabutton kann man das Smartphone mit beiden Händen festhalten und so für mehr Stabilität sorgen

Insgesamt minimiert sich dadurch die Zeit, die ich für ein Foto mit dem Smartphone verbringen muss. Diesen Komfort erreiche ich mit anderen Systemen nicht.

Der Zurück-Button

Etwas, was ich beim iPhone sehr vermisst und unter Android zu schätzen gelernt habe ist der Zurück-Button. Da eine typische Nutzernavigation vom Allgemeinen zum Detail führt, ist ein typischer Use Case die Navigation zurück. Zurück auf eine übergeordnete Ebene, zurück auf eine vorherige Aktion, zurück auf das Element, welches die letzte Aktion ausgelöst hat. Sei es, dass man von der Detailansicht des aktuellen Songs auf die Playlist zurück gehen möchte, oder vom Foto zum Fotoalbum. Ein »Zurück« gibt es immer. Durch die Häufigkeit der Anwendung macht es Sinn diese Funktion an einen bestimmten Ort zu binden. Apple löst dieses Problem mit einer Navigationsleiste, welche sich im oberen Bereich von Apps befinden soll. Problem dabei: Apps können dieses Design Pattern durchbrechen, die Bedienung ist nicht immer einheitlich. Android und Windows Phone setzen auf einen Hardware Button, der den Vorteil hat wirklich immer an der gleichen Stelle verfügbar zu sein.

Nun gibt es aber einen entscheidenden Unterschied zwischen Android und Windows Phone im Verhalten des Zurück-Buttons: Bei Android ist spätestens dann Schluss, wenn man auf dem Homescreen angekommen und die App geschlossen ist. Weiter zurück als bis zum Homescreen geht es hier nicht. Windows Phone setzt das Verhalten konsequenter um, indem es ermöglicht auch über den Homescreen hinaus auf den vorherigen Screen wechseln zu können. Dazu ein typisches Anwendungsbeispiel:

Der Benutzer verfasst eine Email, kann sich aber gerade nicht an die Termindetails erinnern. Er drückt den Home-Button, um vom Startbildschirm die Kalender-App zu öffnen. Das Datum ist gecheckt, nun soll es mit der Email weitergehen. Je nach System gibt es nun folgende Möglichkeiten:

  • iOS: Der Benutzer drückt zwei mal den Home-Button, um die zuletzt aufgerufenen Apps anzeigen zu lassen und wählt die Email-App. Alternative: Er drückt den Home-Button und wählt die Email-App aus, falls sie sich in Reichweite befindet.
  • Android: Der Benutzer drückt den Multitasking-Button und wählt die Email-App aus (bei älteren Modellen muss der Home-Button lange gedrückt werden, beim HTC One z. B. wird der Home-Button doppelt angetippt). Alternative: Er drückt den Home-Button und wählt die Email-App aus, falls sie sich in Reichweite befindet.
  • Windows Phone: Der Benutzer drückt zwei mal die Zurück-Taste. Beim ersten Druck erscheint wieder der Startscreen, beim zweiten die Email-App. Eine weitere Möglichkeit wäre die Zurück-Taste lange gedrückt zu halten und die Email-App aus der Übersicht auszuwählen.

Bei iOS benötigt man für den einfachsten Weg drei Aktionen: Zwei Drücker auf den Home-Button und ein Tippen auf das App Icon in der linken unteren Ecke. Android benötigt im Idealfall zwei Schritte. Windows Phone benötigt ebenfalls zwei Schritte, allerdings mit zwei feinen Unterschieden:

  1. Der Benutzer muss kein Ziel auf dem Display lokalisieren, um die gewünschte Aktion auszuführen. Dieser anscheinend marginale Unterschied ist nicht unwichtig, denn (man kennt es aus diversen Usability Studien) die visuelle Lokalisierung von Objekten erfordert wertvolle Zeit.
  2. Alle für die Aktion wesentlichen Schritte bündeln sich in einem Button, während der Benutzer unter den anderen Systemen an mehreren Stellen agieren muss. Der Zurück-Button unter Windows Phone befindet sich immer an der gleichen Stelle, ist somit der Hauptansprechpartner in Sachen Navigation, und er verhält sich konsistent.

Nachteile

Natürlich fallen mir auch Dinge auf, die ich unter Windows Phone sehr stark vermisse. Dazu gehört vor allem die Eingabe per Wischgesten. Unter Android habe ich Swype-Tastaturen wie Swype, SlideIt oder SwiftKey schätzen gelernt. Das Schreiben geht einfach viel schneller von der Hand, da man den Finger nicht bei jedem Buchstaben anheben und neu ansetzen muss. Eine wirklich unglaubliche Zeitersparnis, die ich jedem nur anraten kann auszuprobieren. Auch die Entsperrung des Lockscreens per PIN Code ist weniger komfortabel als die unter Android übliche Entsperrung per Wischgeste. Da Windows 8 aber bereits auf Wischgesten zur Entsperrung setzt, darf man hier hoffen, dass zumindest letztere Funktion bald auch unter Windows Phone zu finden ist.

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